BITS Stichwort
August 2005


Atomwaffentransporte - Nuclear Airlift

von Otfried Nassauer

Die USA transportieren ihre Nuklearwaffen soweit möglich als Luftfracht. Zwei Strukturen stehen dafür zur Verfügung: Die Primary Nuclear Airlift Force (PNAF) für Transporte in Friedenszeiten und die Emergency Nuclear Airlift Force (ENAF) für (zusätzliche) Transporte in Krise und Krieg.

Die PNAF für interkontinentale und Langstreckentransporte wird heute von der 4. Staffel des 62. Lufttransportgeschwaders (4th Squadron, 62nd MAW) auf der McChord Airforce Base in Washington State gestellt. Hier stehen sieben besonders für diese Aufgabe ausgebildete Flugkapitäne mit ihren ebenfalls speziell ausgebildeten Mannschaften für solche Flüge bereit. Einige oder sogar alle Flugkapitäne dieser Staffel werden auch eingesetzt, um den US-Präsidenten zu befördern, wenn dieser ein militärisches Flugzeug nutzt, z.B. um einen Besuch bei den US-Soldaten im Irak abzustatten. Dann übernimmt eine Transportmaschine die Aufgaben der Air Force One, des Präsidentenflugzeugs. Das Codewort für solche Einsätze lautet Phoenix Banner. Für solche Transportflüge heute werden moderne C-17A "Globemaster III"-Großraumtransportflugzeuge genutzt, die auch auf relativ kleinen Flughäfen landen können.

Die PNAF-Aufgabe wurde in den vergangenen Jahren von verschiedenen Geschwadern wahrgenommen. Sie lag zunächst seit den siebziger Jahren über viele, viele Jahre in den Händen der 6.Lufttransportstaffel, die den Spitznamen "Bully Beef Express" trägt. Diese Staffel ist auf der McGuire Airforce Base beheimatet und war z.B. dafür zuständig, nach dem Ende des kalten Krieges Hunderte von atomaren Artilleriegeschossen, Fliegerbomben und Raketensprengköpfen in die USA zurückzufliegen. Insgesamt flog der Bully Beef Express nach Eigenangaben in dieser Zeit rund 1.600 PNAF-Missionen.

Damals wurden für solche Transporte noch Flugzeuge vom Typ C-141B-Starlifter benutzt. Für eine Übergangszeit übernahm 1994 das 60. Lufttransportgeschwader auf der Travis AirForce Base den Langstreckentransport atomarer Waffen. Auch dort kamen C-141B-Flugzeuge zum Einsatz. Von dieser Einheit ging die Aufgabe des Atomwaffentransports auf das 62.Lufttransportgeschwader über, das bereits über die deutlich moderneren C-17A-Flugzeuge verfügte.

Einer der letzten größeren Transporte atomarer Waffen fand – wahrscheinlich - 2004 statt. Es galt, maximal 130 auf der Airbase Ramstein in Deutschland gelagerte Atombomben vom Typ B-61 auszufliegen. Diese Airbase, die künftig gemeinsam mit Spangdahlem alle Aufgaben der Rhein-Main-Airbase mit übernehmen soll, muss dafür aufwändig umgebaut und vergrößert werden. Für die Zeit der Bauarbeiten wurden die Waffen aus Sicherheitsgründen – wahrscheinlich in die USA - ausgelagert. Erst nach Abschluss der Bauarbeiten sollen diese Waffen – wahrscheinlich im Herbst 2005 oder 2006 - zurücktransportiert werden.

Die Aufgabe, für den Notfall als ENAF bereitzustehen, wird von deutlich größeren Kräften wahrgenommen. Derzeit obliegt sie dem 437. Lufttransportgeschwaders auf der Charleston AFB.

Für kürzere Transporte innerhalb Europas gibt es einen "europäischen Ableger" der PNAF. Dieser befindet sich normalerweise auf der Airbase Ramstein und ist Teil des 86.Lufttransportgeschwaders. Dieses Geschwader nutzt C-130 Herkules-Transportmaschinen.


 

ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS